© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
Kalenderblätter
NVA - Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
„Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen." Völkermord hat einen Namen - Blockade!
Ein Zeitzeuge erinnert sich an das Geschehen von damals, an das in Deutschland kaum erinnert wird. Am 27. Januar 2014 betritt Daniil Granin, damals 95Jahre alt, russischer Schriftsteller, Soldat an der Leningrader Front und Blockadeüberlebender, den Deutschen Bundestag und beginnt zu sprechen. Man hat ihn eingeladen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Granin spricht fast vierzig Minuten, klar und auch voller Poesie und er spricht als Soldat, wie er sagt, er erzählt von dem Hass, den er lange Zeit in sich trug. "Ich, der ich als Soldat an vorderster Front vor Leningrad gekämpft habe, konnte es den Deutschen sehr lange nicht verzeihen, dass sie 900 Tage lang Zivilisten vernichtet haben, und zwar auf die qualvollste und unmenschlichste Art und Weise getötet haben, indem sie den Krieg nicht mit der Waffe in der Hand führten, sondern für die Menschen in der Stadt Bedingungen schufen, unter denen man nicht überleben konnte. (...) Heute sind diese bitteren Gefühle von damals nur noch Erinnerung." Und er erinnert an die unzähligen Inschriften der Soldaten am Reichstag 1945, von denen eine wohl am aktuellsten ist: „Deutschland, wir sind zu dir gekommen, damit du nicht mehr zu uns kommst.“
Granins Rede ist das vielleicht wichtigste Zeichen, das in Deutschland für die Erinnerung an Leningrad gesetzt wurde. Denn lange war die Geschichte der Belagerung weit weniger bekannt als die Geschichte anderer Vernichtungsorte. Der Schrecken, festgehalten in Tagebüchern
Die Schrecken, die sich in den 872 Tagen der Belagerung abspielten, sind gut dokumentiert, vor allem durch Tagebücher. Es sei außergewöhnlich, wie viele Menschen, die vor dem Krieg keine solchen Kladden geführt hatten, damit begannen, sich Notizen zu machen über das, was sie erleben mussten. So wie der Hunger war auch der Tod für die Leningrader allgegenwärtig. Er verlor allmählich an Bedeutung. So notiert die damals 12-jährige Tanja Sawitschewa: "13. April um 2 Uhr morgens Onkel Wasja starb. 11. Mai um 4 Uhr nachmittags Onkel Joscha starb. 13. Mai um 7.30 Uhr morgens Mama starb. Die Sawitschews sind tot. Alle tot. Nur Tanja ist noch übrig." Weltweites Symbol der Widerstandskraft
Im schon belagerten Leningrad schrieb Schostakowitsch im Laufe des Monats September den zweiten und dritten Satz der Sinfonie. Am 1. Oktober 1941 wurde Schostakowitsch mit seiner Familie aus Leningrad ausgeflogen und konnte das Werk in Kuibyschew (Samara) fertigstellen, wo es am 5. März 1942 vom dorthin evakuierten Moskauer Orchester des  Bolschoi-Theaters unter Leitung von Samuil Samossud uraufgeführt wurde. Die Moskauer Erstaufführung am 29. März fand ebenfalls unter lebensgefährlichen Umständen statt. Doch selbst ein Luftalarm konnte angesichts der fesselnden Musik die Zuhörer nicht dazu bewegen, die Schutzräume aufzusuchen. Die „Leningrader Sinfonie“ unter Dirigent Eliasberg wurde am 09. August 1942 an dem Tag der von den Nazis als Siegesbankett-Tag im Leningrader Hotel Astoria vorgesehen und geplant war – in Leningrad uraufgeführt.