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NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
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Der „ Rote Ochse “ in Halle/Saale - vom Zuchthaus zur Justizvollzugsanstalt – recherchiert von Manuela Blazejewski
Um Volk und Staat vor politischen Gegnern und anderen Gruppierungen zu schützen, kamen diese Verfolgten in Schutzhaftlager. Diese befanden sich in der Reilkaserne bzw. Roßplatzkaserne. Von dort aus kamen Gegner nicht selten in das Konzentrationslager Lichtenburg bei Prettin. Ein bekanntes Opfer hierfür ist der Gewerkschaftsfunktionär und Stadtverordnete der KPD, Kurt Wabbel ( nach ihm benannt wurde das Kurt- Wabbel- Stadion in Halle in der Kantstraße ).
3. Alltag im Zuchthaus Bis zum Kriegsende 1945 wurden im Zuchthaus Roter Ochse“ 549 Todesurteile vollstreckt. In den ersten Jahren waren vorallem politische Gegner und Kriminelle inhaftiert. Ab 1943 wurden auch Zeugen Jehovas wegen Wehrdienstverweigerung verurteilt und kamen in Schutzhaft“. Mit dem Erlass der Nürnberger Gesetze waren auch Juden, Sinti und Roma betroffen. Auch Ausländer, die gegen die Besetzung ihrer Heimatländer Widerstand leisteten oder die gegen die Volksschädlingsverordnung (VVO) verstießen, kamen in den Roten Ochsen. Der Zuchthausalltag war geprägt von unzureichender Versorgung , unhygienischen Verhältnissen, geringer medizinischer Versorgung und Ausnutzung der Arbeitskraft. So mussten die Gefangenen in anstalteigenen Werkstätten wie in der Schlosserei, Tischlerei, Schuhmacherei, Sattlerei, Druckerei, u.v.m. arbeiten. Sie wurden auch bei Bombenräumarbeiten und zur Beseitigung von Trümmern eingesetzt, oder mussten in Unternehmen der Umgebung ihren Dienst leisten. Bekannte Beispiele dafür sind die Siebel-Werke in Halle- Tornau und in den Ammoniakwerken in Merseburg/ Leuna. Ab 1942 wurden Gefangene auch für den Vernichtungskrieg rekrutiert ( Bewährungstruppe 999 der Wehrmacht). Verwaltung und Aufsicht im Roten Ochsen oblagen Beamten und Angestellten des Reichsministeriums der Justiz. Im Jahre 1938 kamen 58 Aufsichtskräfte auf 650 Gefangene. 4. Sondergericht und Volksgerichtshof In jedem Oberlandesgerichtsbezirk des deutschen Reiches gab es ein Sondergericht, das Todesurteile verhängte. Im Bezirk Naumburg war es das Landgericht in Halle. Die Urteile waren sofort vollstreckbar,man konnte keine Berufung einlegen, das Gericht konnte Beweismittel und Entlastungszeugen ablehnen, Vernehmungen mussten nicht protokolliert werden und über die Zulassung der Verteidiger entschied das Gericht. Bei Hoch- und Landesverrat und besonders schwerwiegenden Delikten ünernahm der Volksgerichtshof die Verhandlung. Als besonderes Beispiel ist hier der Agrarunternehmer Carl Wentzel aus Teutschenthal zu nennen. Er wurde zum Tode verurteilt weil ihm eine Mitwisserschaft am Attentat vom 20.Juli 1944 auf Hitler vorgewurfen wurde. Makabererweise wurde seine Asche auf einem Acker als Düngemittel verstreut und seine Familie wurde völlig enteignet. Wentzel gab vielen Menschen in der Region Arbeit und bemühte sich um das Wohl seiner Angestellten. Er vollbrachte herausragende Leistungen bei der Entwicklung und Förderung der Zuckerrüben- Kultur und der Saatzuchtwirtschaft. Heute wohnen wieder seine Enkel auf Schloss Teutschenthal .
Landgerichtsgebäude, 1945 zerstört, am heutigen Hansering Postkarte um 1900, Sammlung Nils Blazejewski
Blick aus der Gedenkstätte© Manuela Blazejewski
Stuhl des Scharfrichters Alfred Roselieb, der von Gefangenen in der anstalteigenen Tischlerei angefertigt wurde. Sammlung Gedenkstätte Eingang zum Zellentrakt in der Gedenkstätte