Oberst Bednara, STKA der 11. MSD erinnert sich
Das moderne Gefecht - Maßstab gefechtsnaher
Ausbildung
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NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
Folge 19
Am 1.März 2016 begehen wir den 60. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee. In Vorbereitung dieses
Höhepunktes wollen wir an dieser Stelle in loser Folge über die Entwicklung der NVA von ihren Anfängen als kasernierte
Volkspolizei hin zu einer gut ausgerüsteten, hervorragend ausgebildeten und stets gefechtsbereiten Koaltionsarmee
berichten. Dabei werden insbesondere Zeitzeugen und verdienstvolle Armeeangehörige mit eigenen Erlebnissen, Eindrücken
und Geschichten zu Wort kommen, deren politisches und militärisches Leben eng mit unserer 11. MSD verbunden war.
Für mich zählt die Teilnahme an der Divisionsübung im Rahmen der KSÜ „JUG-84“ vom 21.03. bis 31.03. 1984 zu einem besonderen Erlebnis in der mil. Laufbahn. Zwei verstärkte MSR
unserer 11.MSD hatten als Darstellungstruppen gemeinsam mit einem MSR der Stendaler MSD der GSSD und einem poln. PR der Stettiner Mech.-Division Gefechtsschießen
durchzuführen. Das MSR-18, Kommandeur OSL Morgenstern, hatte auf dem TÜP LIEBEROSE bei Nacht aus der Verteidigung zum Angriff ( mit GS ) überzugehen. Hohe Forderungen stellte
die Tatsache, dass dieser TÜP allen Beteiligten völlig unbekannt war! Notwendige Einweisungen am Sandkasten, Organisation von Zielzuweisungen bei Nacht, zusätzliches Kommando-
Training waren u.a. Maßnahmen, die sehr gründlich durchgeführt wurden, denn nicht unwesentlich war die Gewährleistung der Sicherheit für alle Teilnehmer. Einfügen möchte ich hier eine
Episode, die sich mitten in den zügigen Angriffshandlungen zutrug. Von hinten näherte sich meinem Führungsfahrzeug ein UAZ, aus dem für mich völlig unerwartet GO Stechbarth ausstieg
und mich fragte, ob wir das denn auch „im Griff“ hätten ! Nach etwa einer halben Stunde Beobachtung verabschiedete er sich zufrieden. Wir waren übrigens nach Abschluss der guten
taktischen Handlungen bei Nacht und dem Auszählen der Treffer ebenfalls zufrieden. Die Note „gut“ war für den K-MSB Hptm Blümel und seine Kämpfer ein Ergebnis auf welches sie stolz
sein konnten und für ihn persönlich vielleicht eine Empfehlung zum Besuch der MAK, um später Kommandeur unseres MSR-16 zu werden ! In der Zeit, in der ich mich mit dem UAZ zum TÜP
LETZLINGER HEIDE bewegte, hatte das MSR-16 in KEHNERT erfolgreich die Elbe forciert, sich in die gleiche Richtung wie ich bewegt und mit dem III. MSB, Kommandeur Obltn Müller, einen
Verteidigungsabschnitt neben einem sowj. MSR bezogen. Nach einem Tag intensiver Vorbereitung des Übergangs zum Angriff begannen die gemeinsamen Gefechtshandlungen vor dem
Leitungsstab der KSÜ und zahlreichen Gästen. Nach kurzen Verteidigungshandlungen (mit GS) des III. MSB , der Artillerievorbereitung, gingen das I. und II. MSB, unter Führung von Oltn.
Junkert und Major Hartleib aus der Bewegung gemeinsam mit ihrem linken sowj. Nachbarn zum Angriff ( mit GS ) über, durchbrachen die Verteidigung, drangen in die Tiefe vor, wehrten
einen Gegenangriff des Gegners ab und sicherten die Einführung des polnischen PR. Die Einheiten des MSR-16 zeigten unter Führung ihres Kommandeurs, Oberst Spaniel, einen sehr hohen
taktischen Ausbildungsstand und bekämpften den „Gegner“ mit der Note „sehr gut“ . Damit demonstrierten sie auch gegenüber unseren Waffenbrüdern, welche ein gutes Schießergebnis
erreichten, dass man sich auf die NVA verlassen kann.
Zum Schluss sei erwähnt, dass das Gefechtsschießen in diesem großen und Koalitionsbestand auf dem TÜP LETZLINGER HEIDE zu
einer der anspruchsvollsten Aufgaben in meiner mil. Laufbahn zählt. Zunächst war ich als einer der Gehilfen Zieldarstellung nur für
unsere Kräfte festgelegt. Beim Training zeigte sich jedoch, dass es aufgrund der Geländebedingungen notwendig ist, dass ich diese
Aufgabe auch für die sowj. und poln. Regimenter erfüllen muss. Meine Lagemeldungen, die ich unmittelbar hinter der
Gefechtsordnung an den Leitenden auf der B-Stelle abgab, sicherten nicht nur dessen Befehle ( Einlagen) an die angreifenden
Kräfte, sondern auch Weisungen an die Leitstellen des Schießplatzes für das Auftauchen der Ziele, sowie die unterstützende
Artillerie und Luftstreitkräfte ! Nicht zu vergessen ist die große Verantwortung für die Sicherheit aller Teilnehmer ! Es hat alles gut
geklappt, man war zufrieden und ich denke heute noch daran, in welcher Situation ich meine Verantwortung besonders stark
gespürt habe! Sicherlich geht es manchem Mitkämpfer, der damals als junger Offizier die Verantwortung für seine Kompanie oder
das Bataillon getragen hat , ebenso wie mir ! Die Dienstzeit in der 11.MSD ist mir in guter Erinnerung . In Vorbereitung auf das
darauffolgende Studium habe ich nicht nur prima Kameraden kennen und schätzen gelernt, sondern insbesondere Erfahrungen bei
der Organisation einer gefechtsnahen Ausbildung sammeln können.
Oberst Volker Bednara, STKA der 11.MSD 1982- 1984
Die Stellungen der Mot. Schützeneinheiten
Volker Bednara 2015
im Eingang der
Frunseakademie