Der Minister und ich,
oder wie mein Wehrdienst begann!
© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
Folge 28
Am 1.März 2016 begehen wir den 60. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee. In Vorbereitung dieses
Höhepunktes wollen wir an dieser Stelle in loser Folge über die Entwicklung der NVA von ihren Anfängen als kasernierte
Volkspolizei hin zu einer gut ausgerüsteten, hervorragend ausgebildeten und stets gefechtsbereiten Koaltionsarmee
berichten. Dabei werden insbesondere Zeitzeugen und verdienstvolle Armeeangehörige mit eigenen Erlebnissen, Eindrücken
und Geschichten zu Wort kommen, deren politisches und militärisches Leben eng mit unserer 11. MSD verbunden war.
Nachdem mein Berufswunsch, Offizier zu werden, schon lange fest stand, war es im Spätsommer 1975, also fast auf den Tag genau
vor 40 Jahren dann endlich soweit. Mein Dienst in der NVA begann. Ich kann mich noch sehr gut an die Anreise und die ersten Stunden
des Wehrdienstes erinnern. Es war der Beginn eines Weges, von dem dem ich rückblickend sagen kann, ihn nie bereut zu haben. Ein
Weg, nicht ohne Mühen, auch steinig, gespickt mit Härten und Belastungsproben, Anstrengungen, die sich gelohnt haben, denn ich war
Soldat einer Armee, die weder mit dem Feuer des Krieges gespielt hat, noch sich an solchen beteiligt hat. Doch zurück zu meinem 1.
Studientag. Wie an vielen folgenden Tagen in den nächsten 3 Jahren eines harten Studiums an der OHS der LaSK “Ernst Thälmann” in
Löbau, benann er mit Frühsport. Auch nach GST-Lager und vormilitärischer Ausbildung, sahen wir zwar in “rot-gelb” schon ziemlich
einheitlich, aber doch noch etwas unstrukturiert aus, als wir pünktlich 06:05 Uhr vor dem Unterkunftsblock angetreten waren (oder es
versuchten). Plötzlich ging ein Raunen durch die Antreteordnung, man konnte es durchaus als hektische Unruhe bezeichnen, was da
die Massen, vor allem die anwesenden Vorgesetzten aller Stufen erfasste. Aus Richtung der Hauptgebäude näherte sich ein Gruppe
von Uniformierten.
Major der NVA - Thomas Engelhardt
Ich traute meiinen Augen kaum, unter ihnen der Minister für
Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann. Selbiger
war, überraschend für alle, persönlich zur Begrüßung des neuen
Jahrganges von Offiziersschülern erschienen. Natürlich
wünschte er uns viel Erfolg und machte uns Mut, die
bevorstehende entberungsreiche wie anstrengende Zeit des
Studiums erfolgreich zu meistern. Selbstredend, dass wir jungen
Offiziersschüler von dieser Begegnung schwer beeindruckt
waren und es als Zeichen eines hoffnungsvollen Karrierestartes
betrachteteten, den wir sobald nicht vergessen sollten. Es sollte
nicht meine letzte Begengung mit dem Minister sein.
Wiederbegegnet bin ich ihm, als das MSR-!6, in dem ich später
diente, als “Bestes Regiment der NVA” ausgezeichnet wurde
und er persönlich die Auszeichnung vornahm. Unvergesslich der
gemeinsame Empfang im Klubhaus unseres Truppenteils.
Armeegeneral Heinz Hoffmann
(1910 - 1985)
Der Autor, 2008 ungefähr an der
Stelle, wo 1975 so denkwürdig die
militärische Laufbahn begann. Die
Unterkunftsblöcke wurden
abgerissen, im Hintergrund aber
noch zu sehen das damals
neugebaute KDL
Noch eine Ministerbegnung will ich nicht verschweigen, am 3.10.1990 mit einem Herrn Eppelmann, auch er mit
Wünschen für den Karrierestart. Als auf sein Betreiben hin wir noch nicht einmal unsere Medaillen für treue
Dienste in Gold erhielten, hätten wir es ahnen müssen. Heute wissen wir es genauer, Massenentlassung,
“gedient in fremden Streitkäften”, diskriminiert, ohne Recht, NVA-Titel tragen zu dürfen,
Ein echter Kündigungsgrund - das habe ich auch getan - mit dem Stolz des ersten Tages.
Minister im Vergleich
Meine Militärfahrkarte nach
Löbau
Unser Autor,
als Webadministrator stets
unterwegs für aktuelle
Informationen