1972 war es, mit einer Großveranstaltung der Waffenbrüderschaft wurde im MSR-18 „ Otto Schlag“ die Woche der Jugend und
Sportler in der NVA im Beisein von Admiral W. Verner eröffnet.
Ich erinnere mich gut an diese Veranstaltung, gehörte ich doch zu den 21 Armeeangehörigen die im Rahmen dieser
Veranstaltung als Delegation der NVA zur Teilnahme am 2. Festival der Freundschaft der Jugend der UdSSR und der DDR in
Leningrad verabschiedet wurden.
Wie ich auf die Aurora kam .....
© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
Folge 15
Am 1.März 2016 begehen wir den 60. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee. In Vorbereitung dieses
Höhepunktes wollen wir an dieser Stelle in loser Folge über die Entwicklung der NVA von ihren Anfängen als kasernierte
Volkspolizei hin zu einer gut ausgerüsteten, hervorragend ausgebildeten und stets gefechtsbereiten Koaltionsarmee
berichten. Dabei werden insbesondere Zeitzeugen und verdienstvolle Armeeangehörige mit eigenen Erlebnissen, Eindrücken
und Geschichten zu Wort kommen, deren politisches und militärisches Leben eng mit unserer 11. MSD verbunden war.
Dieses Festival fand in der Zeit vom 24. Juni bis 02. Juli 1972 in der Heldenstadt Leningrad
statt und hinterließ nachhaltige Eindrücke bei mir, die bis zum heutigen Tag andauern.
Als junger Oberleutnant im MSR-17 war ich stolz darauf den Verband, die 11. MSD vertreten
zu dürfen und zugleich war es die erste, keinesfalls aber die letzte Begegnung mit dem
Sowjetland, seinen Menschen, seiner Kultur und revolutionären Traditionen und seinen
unvergessenen heroischen Taten während einer 900 Tage andauernden unmenschlichen
Blockade im Großen Vaterländischen Krieg.
Zahlreiche Treffen mit lieben Freunden, mit ehemaligen Teilnehmern an der
Oktoberrevolution, mit Kriegsteilnehmern darunter auch der legendäre Funker der Gruppe
Sorge, Max Clausen und der Besuch auf dem Panzerkreuzer „Aurora“, des Kronstädter
Kriegshafen mit Besichtigung eines U-Bootes, in der Offiziersschule der Landstreitkräfte,
der Besuch im Smolny, die Begegnung mit der Besatzung des Raumschiffes Sojus 5 und
natürlich auch der vielfältigsten Sehenswürdigkeiten und Kulturveranstaltungen prägten
die Tage des Festivals.
Am nachhaltigsten war ohne Zweifel das Lesen des Tagebuchs der 11jährigen Tanja
Sabischewa, der ergreifende Film „Heldenstadt Leningrad“ und das machtvolle Bekenntnis
zum Frieden auf dem „Piskarewskoje Heldenfriedhof“.
Während wir dort auf dem Friedhof den Mittelweg inmitten eines vielzähligen Spaliers von
jungen und alten Sowjetmenschen schritten, Originaltondokumente der Blockade hörten,
darunter auch den Wortlaut des verbrecherischen Führerbefehls ...Leningrad dem
Erdboden gleichzumachen und zu begreifen versuchten wie Menschen mit 125 Gramm
mit Sägemehl vermischten Brot überleben, kämpfen und zum Schluss siegen konnten,
war jedem im Gesicht der Schwur abzulesen, alles zu tun, damit nie wieder Faschismus
und Krieg die Welt verwüsten.
Darauf war in der Folgezeit immer auch meine Arbeit als Berufssoldat gerichtet.
Mehrfach konnte ich in der Folgezeit die Heldenstadt an der Newa besuchen, zuletzt im
Jahre 2013 zu den weißen Nächten, ob dienstlich oder als Tourist, immer erinnerte sie
mich an das Leid der Menschen im Krieg, an ihre Friedensliebe und an ihre Freundschaft
uns Deutschen in Uniform gegenüber.
Unabhängig davon, dass diese Stadt heute St. Petersburg heißt, bleibt sie eine
Heldenstadt.
Oberstleutnant a. D. Gerold Möller
Fotos privat
Zu Besuch auf dem Panzerkreuzer „Aurora“; Auszug aus Tanjas Tagebuch, Faksimile
Logo auf der Einladung zu einer Veranstaltung, Hotelausweis