„Ob im russisch-ukrainischen Grenzgebiet oder anderswo auf der Welt: Wir dürfen uns nicht zu Propagandagehilfen einer Konfliktpartei machen
lassen." Dazu schlägt der Deutsche Journalistenverban (DJV) eine Erweiterung des Pressekodex zum Thema Kriegsberichterstattung vor, um auf
unzureichende Recherche-Möglichkeiten im Konfliktfall hinzuweisen. Wenn nur eine von zwei Parteien Informationsquelle ist, "müssen die
Leserinnen und Leser das erfahren" TURI2
Ein richtiger Gedanke des DJV. Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus. Die Realität bietet
oftgenug ein anderes Bild
Es ist doch mehr als Psychologie, wenn beispielsweise Kriegsberichterstattungen gesendet
werden, um im lapidaren Nachsatz festzustellen, dass die „Informationen nicht überprüft“ werden
konnten. Wer nimmt noch wahr, dass etwas „mutmaßlich“ oder jemand „wahrscheinlich“
verantwortlich war. Und allein, dass eine Quelle benannt wird, hat mit Wahrheit noch nichts zu tun.
Gelogen wird auf allen Seiten, was also kann man tun?
Niemand ist vor „Fake News“, um mal deutsch zu sprechen, gefeit. Das ist wie mit der Grippe, man kann sich schützen, sollte sich aber nie ganz
sicher sein. Doch es gibt schon Möglichkeiten, das Risiko des Desinformiertwerden zu verringern.
Meine Erfahrungen:
1.
Traue niemandem vorbehaltlos und dauernd. (Was ist, wenn sich die Lage ändert?)
2.
Lasse Dich nicht von Gefühlen und Sympathien leiten. („Das sind die Guten“)
3.
Sei gegenüber jedermann misstrauisch, das ist keine Schande (Ich warte ab und informiere mich weiter)
4.
Folge niemals dem Mainstream. (Wenn Du auf allen öffentlichkeitsbestimmenden Kanälen das Gleiche hörst, stimmt etwas nicht)
5.
Frage Dich stets, wem nützt es und welche Interessen stehen dahinter. (damit sind schon die alten Griechen gut zurecht gekommen)
6.
Hör auf, gutgläubig zu sein. („Das wird schon stimmen, stand in der Zeitung“)
Meine Methoden
1.
Ich sammle die vielfältigsten Informationen aus den verfügbaren Quellen, vergleiche sie und wäge ab und mache mir MEIN Bild. Und dabei ist es wirklich
Realität: Die gleichen Quellen widersprechen sich selbst am Häufigsten. Z.B. der Nachrichensender „Die Welt“ zitiert Selenskyi : Wir haben der russischen
Armee das Rückgrad gebrochen“, im gleichen Atemzug wird berichtet, dass die letzten ukrainischen Hochburgen in der Ostukraine fallen.
2.
Ich versuche, die Informationen zu entemotionalisieren. Jeder Krieg hat seine eigene Sprache, ein semantischer Tummelplatz, Ereignisse zu überhöhen
oder zu verharmlosen. Und gerade dieses bewusste Polarisieren führt zu Entscheidungen aus dem Bauch und nicht durch den Verstand
Es ist kein zufälliger Sprachgebrauch, ob Zivilisten „erschossen“, „getötet“ wurden oder den „Tod fanden“.
3.
Ich werde hellhörig und besonders skeptisch, wenn sich der gesamte Mainstream, vor allem auch international von “Jetzt auf Gleich“ einig sind. „Massaker
von Butscha“ ist ein solches Beispiel, die gesamte (West)presse war sofort und einstimmig der gleichen Meinung, ohne Wenn und Aber, übrigens ist es
auffallend still darum geworden)
4.
Ich hinterfrage die „Quellen“ der „Quellen“ nach ihren Intensionen und politischen Lagern. „Bild“ „Die Welt“ gehören zum Axel-Springer Verlag, bei russischen
Staatsfernsehen kann man sich das natürlich sparen.
5.
Ich beziehe Medien ein, welche nicht zu den Polen des Konfliktes gehören. (z.B unabhängie und allseitig kritische Journalisten.) und prüfe die Fakten aus
verschiedenen Blickwinkeln und historische Zusammenhängen
Nun, das alles ist kein Rezept, was immer hilft, aber gepaart mit dem eigenen politischen Wissen und Erfahrung sowie kritischer Distanz kommt man schon ein
Stückchen weiter…