Ein letztes Salut!Erinnerungen an Siegmund JähnEs war fast auf den Tag genau im August 1978, als ich, ein frischgebackenerLeutnant, Deine Botschaft aus dem All hörte:„Liebe Fernsehzuschauer der Deutschen Demokratischen Republik, ich bin sehrglücklich darüber, als erster Deutscher an diesem bemannten Weltraumflugteilnehmen zu dürfen“Seitdem warst Du für mich wie für den überwiegenden Teil der Bevölkerung derDDR nicht mehr aus dem Alltagsbewusstsein wegzudenken. Zu groß dergemeinsame Stolz auf das historische Ereignis; die wissenschaftliche undtechnische Leistung vereinter friedliebender Völker aber vor allem auf Dich,unseren Fliegerkosmonauten!
Daran hat sich über die Jahrzehnte, geprägt von vielen Wendungen und Zäsuren nichts geändert. Du hast das Land, welchesDich geprägt hat, überlebt, ohne es zu vergessen. Stolz Dein Credo: “Ich war gern ein Kind der DDR” Das brachte Dir Respekt und Hochachtung ein. Seitens Deiner politische Kontrahenten aber auch Häme und Anfeindungen.Anlässlich Deines 80. Geburtstages habe ich das wie folgt in Worte gefasst: “Was wird in den „freien“ Medien alles über Dichberichtet. Du wärst ein tragischer Kosmonaut, geprägt vom tiefen Fall des Helden der DDR zum Wendeverlierer. Sieh espositiv, sie kommen um Dich nicht herum, die, welche fleißig am Ausradieren eines ehrenhaften Kapitels unserer großen wiekleinen Geschichte sind. Es tut ihnen weh, dass da einer steht, sich bekennt, sich nicht verbiegen lässt und als Mensch undKämpfer nicht aus den Herzen unserer Menschen zu verdrängen ist. Da bleibt als Mittel nur Schmutz, Diffamierung und Geringschätzung. Eine Ehre, denn, wenn Dich die Feinde loben würden, hättest Du etwas falsch gemacht.“ Da wiederhole ichmich gern. Dem Etikett, kommunistischer Vorzeigekosmonaut, DDR-Held mit dürftiger Kosmonautenrente zu sein, hast Dumit sächsischer Ruhe, aber auch politischer Standhaftigkeit widerstanden. Wirft es nicht zuletzt ein bezeichnendes Bild auf dieheute Herrschenden. Voran eine Kanzlerin, die einst antrat, ihre Landsleute in Freiheit, Recht und Brüderlichkeit zu führen.Freilich, finanzielle Sorgen hättest Du nicht gehabt mit dem „Eisernen Kreuz“ an der Brust anstelle der Heldensterne der DDRund der Sowjetunion. Freilich, lägen Dein Geburtsort und Deine Karriere im Westen, gäbe es längst einen Film, „Das Wundervon Morgenröthe…“. Und es bräuchte nicht „Astro-Axel“, um endlich das Weltraumbild Deutschlands ins richtige Licht zurücken. Und wenn ich schrieb, „dass Du mit Deinem Lebenswerk, Deinem politischen, fachlichen und militärischen Sachverstandund Deiner gelebten Menschlichkeit immer ein Sieger bleiben wirst.“, so bleibt heute festzustellen, so wirst Du uns stets inErinnerung bleiben. Und nicht zuletzt mit Deiner Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Optimismus und Deinemunwiderstehlichen vogtländischem Dialekt. Dich reden hören machte klar, da konnte kein böser Mensch stehen.Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Doch: Danke Dir Siggi, dem ersten Deutschen im All, ein Bürger der Deutschen Demokratischen Republik!notiert von Thomas Engelhardt, Major der NVA