NVA - Interessengemeinschaft Halle/Saale
Interessengemeinschaft
© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
NVA - Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
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Episoden aus meiner Dienstzeit
von Jürgen Hartmann, Oberst a.D. der Nationalen Volksarmee Ich habe viele Jahre meiner aktiven Dienstzeit in verschiedenen verantwortlichen Funktionsbereichen im MSR-18 und MSR-16 sowie im AB-11 der 11. MSD der NVA gedient. Unterbrochen war die Dienstzeit in der 11. MSD nur in der Zeit von 1977 bis 1980 durch das Studium an der Militärakademie „Friedrich Engels“ der NVA in Dresden. 1988 wurde ich, damals bereits im Ausbildungszentrum -10 dienend delegiert und habe bis 1990 in Moskau an der Akademie des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR studiert. Am 26. Juni 1990 endete dieses Studium und nach einem Empfang beim damaligen Staatsoberhaupt Gorbatschow erfolgte der Rückflug in die Heimat.
Ich wurde, nach einem erholsamen Urlaub als Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef (StKSC) der 4. Mot Schützen Division (MSD) in Erfurt, eingesetzt. Kommandeur der Division war Generalmajor Bernd Leistner.
Er war berechtigt stolz darauf, vom Zugführer bis zum Divisionskommandeur in eben dieser, der 4. MSD, Studienzeiten ausgenommen, gedient zu haben. Den Dienst in der 4. MSD und die Übernahme der Dienstgeschäfte als StKSC begann ich Anfang August 1990. Die Führung der Division machte auf mich einen sehr homogenen Eindruck. Es herrschte in der Führung eine offene und kritische Atmosphäre, die durch die damalige Zeit der Wende und der zu erwartenden Veränderungen geprägt war. Aber es war auch eine Zeit der Ungewissheit. Was würde aus uns, unserem Dienst, unseren Truppenteilen und Einheiten, aus unseren Familien werden? Die täglich wechselnden Gerüchte und die Einschränkungen der Entscheidungshoheit unserer Vorgesetzten halfen uns nicht, bestehende Fragen zu beantworten. Mitte September, 2 Wochen vor der „deutschen“ Vereinigung, trafen Offiziere der Bundeswehr ein, die unsere Truppenteile und Einheiten der Nationalen Volksarmee, als Kommandeure nach dem 03.10.1990 übernehmen und nach und nach in Einheiten der Bundeswehr überführen und / oder abwickeln sollten.
Dies traf auch für den Stab der 4. MSD zu. Geführt wurden diese Soldaten der Bundeswehr vom damaligen Oberst und späterem General Bernd Albert. Natürlich war es eine bei allen Unwägbarkeiten eine interessante Zeit. Wann hatte es so eine Situation in der Menschheitsgeschichte je gegeben. Die Übergabe / Übernahme einer gefechtsbereiten Armee des ehemaligen Gegners ohne Abgabe eines scharfen Schusses. Hierbei, wie in der gesamten Zeit der Wende haben wir wie auch die Vorgesetzten aller Stufen eine verantwortungsvolle entscheidende Rolle eingenommen. Es war, na klar, auch ein Ausdruck von Disziplin auf allen Ebenen. Aber auch die Einsicht nicht auf das eigene Volk zu schießen. Ob dies auch in anderen Gesellschaftsformationen ohne Blutvergießen abgehen würde und die Machthaber so auf eben ihre Macht verzichten würden, bleibt im Raum der Spekulation. Der 28.09.1990 war und ist von besonderer Bedeutung. An diesem Tag wurden die (letzten) Generale der Nationalen Volksarmee auf für mich sehr unwürdige, unmilitärische und bösartige Weise aus der Armee entlassen.